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Geschichte

Chronik des 1. Volks- und Historischen Trachtenvereins Gnigl

Gründungsmitglieder (1925)

Gründungsmitglieder (1925)

In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg fanden einige heimatverbundene Frauen und Männer zusammen, um alte Bräuche und Sitten neu aufleben zu lassen. Auf Veranlassung von Stefan Moser trafen sich im November 1924 erstmals zehn Personen, und der Entschluss zur Gründung eines eigenen Vereins reifte heran. Am 7. März 1925 war es soweit: Man gründete den 1. Volks- und Historischen Trachtenverein Gnigl. Die Vereinsgründung wurde nach den vorgelegten Statuten von der Salzburger Landesregierung behördlich genehmigt und somit offiziell bestätigt.

Bereits im Gründungsjahr traten weitere 69 Mitglieder dem Verein bei, die sofort zu einigen Veranstaltungen ausrückten! So erhielt man bei der Fahnenweihe in Braunau den Trachtenpreis, präsentierte sich bei der Eröffnung der Salzburger-Herbst-Dult sowie bei einer Goldenen Trachtenhochzeit in Maxglan.

Als Mitgliedsbeiträge waren bis Mai 1925 jeweils folgende Summen zu entrichten:

Einmalige Beitrittsgebühr: 10.000 Kronen
Monatlicher Reichverbandsbeitrag: 3.000 Kronen
Monatlicher Sterbefond-Beitrag: 2.000 Kronen
Monatlicher Vereinsbeitrag: 3.000 Kronen

Schon wenige Wochen später – nach Ende der Inflation – trat mit Juni 1925 eine neue Währung in Kraft: der Schilling, wobei 10.000 Kronen 1 Schilling entsprachen.

Es ist zwar heute nicht mehr vorstellbar, aber Gnigl war zu dieser Zeit eine selbstständige Gemeinde, also kein Teil der Stadt Salzburg, und den zum Schloss Minnesheim gehörenden Park umgab eine hohe Mauer. Der Alterbach wurde in der warmen Jahreszeit von unzähligen Badegästen bevölkert und die heutige „Radauerkurve“ im Winter als Rodelbahn genutzt.

Am 10. Oktober 1925 fand schließlich die erste Generalversammlung des 1. Volks- und Historischen Trachtenvereins Gnigl im Gasthaus „Rangierbahnhof“ statt. Im Rahmen dieses Treffens wurde der folgende, neue Vereinsausschuss gewählt:

1. Vorstand: Stefan Moser

1. Vorstand: Stefan Moser

Stefan Moser (1. Vorstand), Leopold Raudaschl (2. Vorstand), Felix Fichtl (1. Haupkassier), Matthias Schwengl, Franz Schwab, Fritz Weyringer (Subkassiere), Josef Mayer (1. Schriftführer), Johann Steiner (2. Schriftführer), Theodor Neureiter und Karl Binderberger (Kassa-Revisoren), Josef Hillinger und Engelbert Lettner (Ersatzmänner)

 Das Jahr 1926 brachte dann bereits den ersten Meilenstein der Vereinsgeschichte.

Schon der am 16. Jänner 1926 im Gasthaus „Zur Kendl“ veranstaltete, erste Trachtenball war ein voller Erfolg. Doch dieses Jahr sollte noch einen weiteren Höhepunkt bereithalten: den Erwerb einer alten Postkutsche (Viererzug), die auch heute noch ein vielbeachteter, wertvoller Teil unseres Fuhrparks ist.

Die Chronik besagt zur Kutsche Folgendes: „Sie ist in der Zeit ihrer Jugendfrische ein munteres Gefährt gewesen. Als vielbeschäftigtes Verkehrsmittel – eines in der Landeshauptstadt bedeutenden Fuhrwerkunternehmers (L. Angelberger) – hat die Postkutsche vor hundert Jahren auch dem starken Grenzverkehr in das benachbarte Berchtesgadener Land zu dienen. Diesen Überlandverkehr besorgte sie unverdrossen weiter, auch als das neumoderne Dampfross im Wettlauf um die Gunst des Publikums in Konkurrenz trat  und man die Linie Salzburg–Grödig der Dampftramway am 21. November 1886 eröffnete. Diese wurde 1907 bis zur Landesgrenze Hangendenstein erweitert und ab 1909 elektrisch betrieben. Nichtsdestotrotz trabt unser Pferdeomnibus längs der Flanke des Untersberges weiter.“

Unser Viererzug-Wagen steht seit damals im Sinne unserer Brauchtumspflege fortan zur Verfügung und hilft mit lebensfrohen, lustigen Insassen bei Festen, Aufzügen und Hochzeiten in der Gegenwart die Vergangenheit in einzigartiger Weise zu veranschaulichen.

Prunkstück Doppellandauer

Prunkstück Doppellandauer

Außer den jährlich wiederkehrenden Veranstaltungen wie Vereinsabenden, Ausschusssitzungen, Tanzschul-Übungen des Vereinstanzes „Aberseer Landler“, Trachtenbällen, Weihnachtsfeiern und Jahreshauptversammlungen rückte man unter anderem zu verschiedenen Festen aus. Erwähnenswert sind hier z. B. das Heimatfest der Jakobi-Schützen, das österreichische Reichsverbandsfest in Bad Ischl und die Aufführung einer Goldenen Trachtenhochzeit anlässlich des 35-jährigen Gründungsfestes des TV „Alpinia“ im Jahre 1926.

Am 14. August 1927 fand die feierliche Weihung der Vereinsfahne statt, die man im Rahmen der Gedenkkreuz-Aufstellung am Hochgründeck erstmals der Öffentlichkeit präsentierte.

Weihung der Vereinsfahne (1927)

Weihung der Vereinsfahne (1927)

Im Dezember 1929 wurde das erste Protokollbuch in Gebrauch genommen, in dem Obmann Stefan Moser als Ehrenvorstand aufscheint. Gemäß Antrag der Generalversammlung vom 7. Dezember sollten alle Gründungsmitglieder zu Ehrenmitgliedern ernannt werden – ein Beschluss, der am 12. April 1930 seine Genehmigung erhielt.

Am 14. Dezember 1930 wurde der Entschluss gefasst, für die Unterbringung der alten Postkutsche auf dem Grundstück der Eheleute Hillinger II eine Hütte zu bauen. Ein Vorhaben, das am 25. April 1931 fertiggestellt werden konnte.

Stefan Moser, der am 10. Juli 1937 zum Ehrenobmann gewählt wurde, leitete den Verein bis zum November 1934 und wurde anschließend von Felix Fichtl abgelöst, der die Vereinsführung bis 1940 innehatte. Ab dem 8. Dezember 1940 (16. Jahreshauptversammlung) wurde die Vereinsarbeit nur provisorisch weitergeführt und schließlich aufgrund des Zweiten Weltkrieges 1943 eingestellt.

Am 8. Februar 1948 berief Jakob Kienberger, der in dieser Ruhephase als vorübergehender Vorstand fungiert hatte, die 17. Jahreshauptversammlung ein. Die Vereinstätigkeiten wurden unter dem neu gewählten Obmann Franz Schmid, der 1952 zum Ehrenobmann ernannt wurde, wieder aufgenommen.

Ausrückungen bei diversen Veranstaltungen

Ausrückungen bei diversen Veranstaltungen

Der 1. Volks- und Historische Trachtenverein Gnigl nahm fortan als wertvoller Beitrag zum Salzburger Brauchtum an vielen Festlichkeiten teil und erhielt zahlreiche Preise.

Da die Besitztümer bzw. die umfangreiche Ausstattung des Vereins (Trachten, Pferdegeschirr, Sattelzeug, Landauer, Viererzug-Wagen, Vereinsfahne) bis zu diesem Zeitpunkt in den Häusern der Mitglieder untergebracht waren, befasste sich die Vereinsleitung ab 1949 mit diesem Problem und beschloss die Zusammenführung.

Vereinsheim des 1. Volks- und Histoischen Trachtenvereins Gnigl (1967)

Vereinsheim des 1. Volks- und Histoischen Trachtenvereins Gnigl (1967)

Nach langen, schwierigen Verhandlungen gelang es 1952 schließlich, einen Pachtgrund zu erwerben, auf dem man noch im gleichen Jahr mit dem Hausbau begann. In jahrelanger, schwieriger und opfervoller Aufbauarbeit konnte das Haus nur unter Einsatz der eigenen Arbeitskraft und dank großzügiger Material- und Geldspenden unserer Mitglieder fertiggestellt werden. Zahlreiche Gönner, Subventionen von Stadt und Land Salzburg sowie die Unterstützung anderer Trachtenvereine ermöglichten die Umsetzung dieses Großprojektes. Das zukünftige Vereinsheim (inkl. Sitzungszimmer, Wagenremise, Archivraum und einer Wohnung für den Hausverwalter) wurde am 31. Jänner 1967 kollaudiert und erhielt die Orientierungsnummer Ferdinand-Sauter-Straße 2, Conskr.Nr.: 641 / Gnigl.

In den ersten 50 Jahren beteiligte sich der 1. Volks- und Historische Trachtenverein Gnigl an unzähligen Trachtenfesten, öffentlichen Veranstaltungen und Empfängen sowie an Staatsfeiern.

  • 1960: Landesfest und 70 Jahre TV Alpinia
  • 1961: 100 Jahre Selbstverwaltung des Landes Salzburg
  • 1963: 1000-Jahr-Feier in Niedernsill und Franz Xaver Gruber-Feier in Hallein
  • 1965: 10. Jahrestag der Unabhängigkeit Österreichs
  • 1969: Aufführung einer Goldenen Trachtenhochzeit zum 90-jährigen Gründungsfest der Trachtenmusikkapelle Maxglan
  • 1970: Salzburger Landesfest und Oktoberfest München (mit Vorreiter und Postkutsche)
  • 1974: 50 Jahre Salzburger Dult und 50 Jahre Bindertanzgruppe
  • 1975: Empfang der Präsidenten Sadat und Ford am Flughafen Salzburg-Maxglan
  • 1975: Begrüßung von Bundespräsident Rudolf Kirchschläger anlässlich der Mönchsberg-Garagen-Eröffnung
50-Jahr-Jubiläum (1975)

50-Jahr-Jubiläum (1975)

60-Jahr-Jubiläum (1985)

60-Jahr-Jubiläum (1985)

1959 war Felix Haslauer jun. Vereinsobmann, wurde aber bereits 1960 von Georg Müller abgelöst, der bis zu seinem altersbedingten Rücktritt 1980 die Geschicke des Vereins leitete. Unter seiner Führung konnte 1975 das 50-Jahr-Jubiläum als bislang schönster Höhepunkt des Vereinsgeschehens gebührend gefeiert werden. Ein großer Festzug sowie die Weihe der erneuerten Vereinsfahne gaben Zeugnis unserer lebendigen Vereinsarbeit.

1980 folgte Hans Spielbichler als erster Vorstand, der sich tatkräftig um eine gründliche Außenrenovierung des Vereinshauses bemühte. Hier bewies sich erneut der kameradschaftliche Zusammenhalt der Mitglieder, die dabei selbst kräftig Hand anlegten. Im siebzigsten Lebensjahr legte er sein Amt in jüngere Hände, und so wurde anlässlich der Jahreshauptversammlung am 5. März 1983 der Vereinsvorstand in folgender Form neu gewählt:

Karl Knopf (1. Vorstand), Anni Herzog (1. Kassier), Gerlinde Reindl (1. Schriftführerin), Georg Müller, Hans Spielbichler und Franz Schönberger (Ausschuss).

Darüber hinaus gilt es hier unbedingt zu erwähnen, dass Stefanie Scheinast uns als aktives Gründungsmitglied noch immer mit Rat und Tat zur Seite stand.

Karl Knopf

Neu gewählter Vorstand: Karl Knopf (1983)

70-Jahr-Jubiläum (1995)

70-Jahr-Jubiläum (1995)

Unter der Leitung von Karl Knopf wurde sehr viel in die Trachten, unser Vereinsheim und unseren historischen Fuhrpark investiert – einerseits finanziell, aber andererseits auch mit unzähligen Arbeitsstunden durch die Mitglieder des Vereines. Wohl wissend, dass all die Zeit nicht sinnlos vergeudet war, sondern im Speziellen dem 1. Volks- und Historischen Trachtenverein Gnigl zu Gute kam. Trotz der geleisteten Arbeit kam der Spaß hier nie zu kurz.

Am 17. September 1995 konnte anlässlich des 70-Jahr-Jubiläums die restaurierte Postkutsche gesegnet werden, die in ihrem neuem Glanz bei zukünftigen Umzügen für allgemeine Bewunderung sorgen sollte.

In diese Zeit fielen sehr viele schöne Vereinsausflüge (in fast alle Bundesländer unseres schönen Heimatlandes), Umzüge und Trachtenfeste in Salzburg, der Steiermark, in Oberösterreich und im benachbarten Bayern. Ein gutes Einvernehmen mit dem Stadtteil Gnigl war Karl Knopf immer sehr wichtig – sind hier doch die Wurzeln des Vereins verankert. Durch seine vielseitigen Tätigkeiten wurden auch die Kontakte zum Gauverband Salzburg Stadt und zum Landesverband Salzburg immer sehr gut wahrgenommen sowie die Beziehungen zueinander regelmäßig gepflegt.

Inklusive der Neuwahl am 5. März 1983 wurde Karl Knopf – ob seiner sehr guten Arbeit für den Verein – insgesamt elf Mal zum ersten Vorstand des 1. Volks- und Historischen Trachtenverein Gnigl gewählt. An dieser Stelle sei aber auch allen unermüdlichen Helfern gedankt, die dem von ihm eingeschlagenen Weg gefolgt sind und ihn in den vergangenen Jahren tatkräftig unterstützt haben.

Hilde & Karl Knopf

Hilde & Karl Knopf

Der 2012 gewählte Vorstand:

Karl Knopf (1. Vorstand), Josef Strasser (1. Kassier), Ursula Strasser (1. Schriftführerin), Josefine Leitner, Anton Langfellner, Dieter Fröhlich (Ausschuss)

Da Karl Knopf bei der nächsten Wahl zum ersten Vorstand nicht mehr antreten wird, kann sich der 1. Volks- und Historische Trachtenverein Gnigl über einen hoffentlich noch sehr lange aktiven Ehrenobmann freuen, der fortan mit viel Ruhe und Gelassenheit seine Erfahrungen und Kenntnisse an seine Nachfolger weitergeben – wie es immer sein Ziel war.

Neu gewählter Obmann: Anton Stefan (2015)

Neu gewählter Obmann: Anton Stefan (2015)

Der 2015 gewählte Vorstand im Jubiläumsjahr:

Anton Stefan (Obmann), Josef Strasser (Kassier), Ursula Strasser (Schriftführerin)! Die Wahl wurde von Gauobmann Johannes Niedermayer durchgeführt. Der neue Vorstand wurde einstimmig gewählt.

Zudem wurde Karl Knopf nach vielen verdienstvollen Jahren als Obmann im Zuge der Jahreshauptversammlung zum Ehrenobmann ernannt.

Am Sonntag, den 16. August 2015 feierte der 1. Volks- und Historische Trachtenverein Gnigl sein 90-jähriges Jubiläum. Nach dem Weckruf durch die Prangerstutzenschützen Radeck wurde in der Gnigler Kirche die Festmesse abgehalten. Direkt im Anschluss fand der feierliche Festzug – angeführt von der Trachtenmusikkapelle Koppl – mit der Postkutsche (Vierergespann) in Richtung Vereinsheim statt, welches zu Ehren des langjährigen Obmanns fortan als „Karl Knopf-Vereinsheim“ geführt wird.

Festzug zum Jubiläum (FMT-Pictures - KT)

Festzug zum Jubiläum (FMT-Pictures – KT)

Am Sonntag, den 25. September 2016 fand im Zuge der Erntedank-Feierlichkeiten in der Gnigler Kirche ein wichtiges Highlight für den 1. Volks- und Historischen Trachtenverein Gnigl statt. Die neue Vereinsfahne, die von Rosa Pixner (Fahnenpatin) in liebevoller Feinstarbeit restauriert wurde, wurde von Prälat Martin Walchhofer geweiht. Mit viel Stolz wird der Verein mit der neue Fahnen bei den nächsten Veranstaltungen repräsentieren.